Ahoy! Es ist Sommerzeit, also was spricht dagegen, eine kleine Pause einzulegen und über Spaß zu reden? Ein alter Witz besagt, dass es egal ist, was in einer Bauanleitung steht, ein Militäringenieur wird trotzdem einen Panzer daraus machen – in diesem Sinne denke ich, dass ein Projektmanager viel vom Spaß lernen kann, besonders wenn dieser eine gewisse Systematik innehat!
Ob man es glaubt oder nicht, es gibt einige Sommeraktivitäten, die einem nützliche Heuristiken für die Projektmanagement-Werkzeugkiste vermitteln können. Und eine davon ist Segeln. In diesem Jahr haben meine bessere Hälfte und ich eine Woche lang mit einer Gruppe lieber Freunde gesegelt. Da wir schon seit über zehn Jahren segeln, hatten wir als Team reichlich Gelegenheit, zu testen, was funktioniert und was nicht. Und die Tatsache, dass ich jetzt diese Zeilen schreibe, bedeutet, dass das, was funktioniert, doch überwog. Deshalb dachte ich, dass es an der Zeit war, unsere Lektionen Revue passieren zu lassen. Ein Segeltörn hat ein klar definiertes Ziel: "Ein Team muss innerhalb genau einer Woche von A nach B gelangen und das Schiff heil halten". In diesem Sinne ist es eine besondere Art von Projekt. (Es gibt tatsächlich noch ein weiteres Ziel, aber dazu kommen wir später).
Eine Besonderheit des Segelns ist die ständige Konzentration auf das, was man tut: Die Realität entwickelt und ändert sich buchstäblich bei jedem Windstoß und man muss sich sofort anpassen. So erhalten Du und Dein Team ständig Feedback zu Deinen Handlungen aus allen möglichen Himmelsrichtungen – ungefragt und manchmal im wahrsten Sinne des Wortes direkt ins Gesicht. Dies ermöglicht schnelle Iterationen und beschleunigt den Lernprozess. Und was für ein Prozess das war! Besonders unsere Kommunikationstechniken haben eine lange und abenteuerliche Reise genossen, die eines Tages mit den Worten begann: "Zieh an diesem Seil... aber nicht an DEM, um Himmels willen!" (gefolgt von einem energischen sich-an-den-Kopf-Fassen). Wenn das unser Ausgangspunkt war, kann man sicher sagen, dass die Präzision und die Qualität der Kommunikation sich am meisten verbessert haben und das hat einen entscheidenden Unterschied für den Rest gemacht. Wir haben versucht, auf dem etablierten Seemannsjargon aufzubauen und unsere Heuristiken darin zu integrieren.
Zuerst haben wir das "Echoen" übernommen: Immer wenn es einen Befehl vom Kapitän gibt, hat es sich als sehr nützlich erwiesen, auf den Befehl genau mit den Worten zu antworten, wie folgt:
"Anker werfen. 40 Meter."
"Anker für 40 Meter."
Obwohl dies auf den ersten (und auch auf den zweiten) Blick einfach erscheint, hat diese bescheidene Gewohnheit geholfen, so manche mögliche Verwirrung im Keim zu ersticken und die Crew und das Schiff vor umständlichen Situationen zu bewahren, wenn ein Versprecher oder eine Links-Rechts-Verwechslung dramatische Folgen gehabt hätte.
Wenn das nach Überkommunikation klingt - nun, dann ist es das wahrscheinlich auch. Insgesamt war Überkommunikation in der Tat unsere bewährte Strategie. Nehmen wir an, wir wollen eine Wende machen, das heißt mit dem Bug (der Spitze) durch den Wind drehen. Der Befehl des Kapitäns wäre "Bereit zur Wende?" und die Crew würde antworten "Bereit" - vorausgesetzt, sie ist so weit. Und dann würden wir schnellstmöglich mit dem Manöver beginnen. Wenn es ein Problem gibt oder etwas nicht genau nach Plan läuft, haben wir uns für die Antwort "Nicht bereit" entschieden und dies mehrmals zu wiederholen, bis man „Bereit!“ schreien kann. Manchmal mag das wie eine Schallplatte mit einem Sprung klingen, aber genau das verschafft uns den entscheidenden Vorsprung wenn es darum geht, das Schiff zu früh in ein Manöver zu schicken (Wortspiel beabsichtigt).
Und schließlich ist das wichtigste Prinzip von allen: "Erst lösen, dann analysieren" – besonders wenn etwas schief läuft. Was kann schon schief gehen, fragt man sich? Um es kurz zu machen – so ziemlich alles. Es kann so banal sein wie die Erkenntnis, dass einem die Eiswürfel ausgegangen sind. Und es kann so schwerwiegend sein wie ein unvorhergesehener, aber unglaublich starker Wind, der den Anker in Deinem Schlaf lockert, sodass die gesamte Crew mitten in der Nacht auf dem Deck für eine improvisierte Party versammelt ist, um eine Lösung zu finden (und die verdammten Eiswürfel sind immer noch nicht zu finden!). Was auch immer das Problem ist, unsere Strategie besteht darin, es so schnell wie möglich zu lösen. Daher ist die einzige relevante Frage "Was ist der Plan, und wer macht jetzt was?". Wenn wir unser Boot in einer wilden Bucht zwischen zwei Yachten parken müssen, von denen eine Beschädigung mehr kosten würde als die Nieren aller Crewmitglieder zusammen, dann wäre das: "Wer wirft den Anker, wer springt mit den Seilen ins Wasser, wer hält die Fender fest, um Schäden zu verhindern, wer betet zu den Wettergöttern und wer holt in der Zwischenzeit ein starkes Getränk?". Sobald das Problem gelöst ist und der Zeitdruck abfällt, können wir uns auf eine analytische Übung einlassen, um zu verstehen, wie wir in diese bestimmte Situation geraten sind: "Also, was sollten wir das nächste Mal anders machen, um nicht die ganze Woche in Rettungswesten und an den Mast gekettet zu verbringen?".
Die Trennung dieser beiden Schritte hilft uns, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits schärft sie den Fokus, beschleunigt den Prozess der Problemlösung und baut die Spannung ab. Wenn wir uns entscheiden, die Situation zu reflektieren und daraus gelernte Lektionen abzuleiten, sind die Emotionen außen vor, und jeder kann klar denken und vor allem gemeinsam lachen – denn im Rückblick und wenn das Problem gelöst ist, sind viele Dinge ziemlich witzig. Und das ist entscheidend für den langfristigen Erfolg unserer Expeditionen, denn neben unserem Ziel, "sicher von A nach B zu kommen und das rechtzeitig", sind wir alle dem gemeinsamen Ziel verpflichtet, eine unvergessliche Zeit miteinander zu verbringen. Und Donner und Doria, das tun wir auch! Also hoch die Gläser auf Euren Sommerurlaub und mögen die Wettergötter Euch ein Lächeln schenken!