Fehlerkosteneskalation, eines der unglaublichsten und faszinierendsten Phänomene des Projektmanagements! Während die einen auf die Eskalation wie ein Kaninchen auf eine Schlange starren, leiten die anderen Eigenschaften dieses hypnotisierenden Phänomens ab... Schließen wir uns der zweiten Gruppe an und zähmen wir das Ungeheuer!
Heute möchte ich über einen der umwerfenden Aspekte des Projekt- und Prozessmanagements sprechen – die Fehlerkosteneskalation. Und da jeder gute Artikel mit einer Definition beginnt, möchte ich in diesem Beitrag einige der wichtigsten Definitionen festhalten.
Zunächst einmal – was ist Fehlerkosteneskalation? Kurz gesagt, handelt es sich um die Neigung von Fehlern, immer teurer zu werden, wenn sie in einem späteren Prozessablauf oder in einer späteren Projektphase entdeckt oder behoben werden.
Und was ist so umwerfend an der Fehlerkosteneskalation? Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll! Erstens, neigen die Kosten dazu, von einer Phase eines Projekts in die nächste enorm zu eskalieren. Zweitens wiederholt sich dieses Szenario immer wieder: Unabhängig davon, ob Projekte und Teams ähnlich sind oder nicht, passieren Fehler und werden viel zu spät entdeckt, während die Kosten steigen – und immer wieder. Und schließlich sind alle im Moment der Entdeckung sehr überrascht, selbst wenn man eine solche Erfahrung bereits gemacht hat und die Situation im Nachhinein glasklar erscheint.
Was ist mit Prozessablauf und Projektphasen gemeint? Im Zusammenhang mit einer Organisation ist damit die gesamte Wertschöpfungskette zwischen der Definition der Strategie bis zum Betrieb/Kundendienst oder gar der Inkassoabteilung gemeint, wenn es sich um eine Bank handelt. Im Zusammenhang mit einem Projekt können wir uns an die folgende Beschreibung halten: Definieren - Analysieren/Formulieren von Anforderungen - Design - Pilotieren/Testen - Implementieren - Go-Live.
Und schließlich, um wie viel "teurer" handelt es sich? Die Antwort auf diese Frage ist die klassische - es kommt darauf an. Nach einigen Recherchen war ich erstaunt festzustellen, wie wenig verlässliche Studien und Daten zu diesem Thema vorliegen (aus den Gründen, auf die wir später noch eingehen werden). Die allgemeinen Schätzungen variieren selbst innerhalb einer Branche enorm, von den Branchenunterschieden ganz zu schweigen. So findet man allein in der Softwarebranche Schätzungen zwischen dem Zehn- und Hundertfachen zwischen der Anforderungs- und der Implementierungsphasen. Ein NASA-Papier aus dem Jahr 2004 zeigt wahrhaft astronomische Verhältnisse: Die Kosten für die Fehlerkorrektur steigen von der Anforderungsphase als Ausgangsbasis bis zur Designphase um das 8-Fache, während der Herstellung um das 16-Fache, in der Test- und Integrationsphase um das 78-Fache. Und im Betrieb kann es sogar das 1500-Fache erreichen. Auch wenn es sich bei Deinem Projekt nicht gerade um den Start eines interstellaren Raumschiffs handelt, ist das Bild eindeutig: Die Kosteneskalation ist alles andere als linear, wie man auf der folgenden hochwissenschaftlichen Grafik sieht:
Darüber hinaus gibt es noch einige andere bezaubernde Eigenschaften der Fehlerkosteneskalationskurve, die es wert sind, erwähnt zu werden (inspiriert von Murphy selbst inspiriert, von Heuristiken abgeleitet und nur darauf wartend, richtig erforscht zu werden):
Wenn also die Kosten exponentiell ansteigen und im Extremfall die Form des guten alten Hockeyschlägers annehmen können, warum kommt es dann immer noch vor, dass Fehler sowohl in Projekten als auch in Prozessen viel zu spät entdeckt werden? Das ist genau die Art von Frage für diesen Blog, denn es gibt eine Vielzahl von Gründen zu erforschen sowie eine Vielzahl von Wegen zu erkunden. In den folgenden Artikeln werden wir alle möglichen Ursachen untersuchen, warum Fehler zu spät entdeckt und behoben werden und welche Instrumente uns zur Verfügung stehen, um die Auswirkungen zumindest etwas abzumildern – daruntersowohl konventionelle als auch unkonventionelle Maßnahmen. (Spoiler-Alarm: Dafür gehen wir sogar auf einen Golfplatz!)