Urban Theatre: Wurzeln schlagen im Berliner Kulturboden

Posted by Verarius
9-06-2025

Was haben Shakespeare, Machiavelli, Hannah Arendt – und der Lions Club Spandau – gemeinsam? Klingt erst mal wie die Ausgabe eines Wortgenerators. Aber mit dem Urban Theatre ergibt plötzlich alles Sinn. Die neue Produktion Macht. Krieg. Frieden (?) entsteht in Kooperation mit dem Berlin Globe Theatre. Doch die Transformation findet nicht nur auf der Bühne statt. Im neuen Blogbeitrag geht es um eine leise, aber kraftvolle Entwicklung hinter den Kulissen: eine Geschichte der Integration – künstlerisch, kulturell und zutiefst menschlich.

Es ist eine Weile her, seit ich zuletzt darüber geschrieben habe, was sich hinter den Kulissen (im wahrsten Sinne des Wortes!) des Urban Theatre abspielt. Eine sehr kurze Antwort darauf wäre: „eine Menge“. Aber dieser gemütliche Blog ist kein Ort für kurze Antworten. Da heute in Deutschland ein Feiertag ist und das Wetter „Gönn dir eine heiße Tasse Tee“ zuzuflüstern scheint, lade ich euch ein zu einem Einblick in die neue Produktion, die derzeit entsteht.

Neues Projekt
Seit dem Theaterlabor „Focal Point“ im Februar arbeitet das Urban Theatre intensiv an der neuen Inszenierung Macht. Krieg. Frieden (?). Diesmal entsteht das Projekt in Kooperation mit dem Berlin Globe Theatre. Diese Produktion ermöglicht etwas, das sonst kaum möglich wäre: Drei herausragende Denker und Schriftsteller begegnen sich und vereinen sich in einer einzigen Theateraufführung. William Shakespeares Henry V liefert den konzeptionellen Rahmen und öffnet die Tür für die Texte von Niccolò Machiavelli und Hannah Arendt, die darin ihre Stimme finden. Dieser Chor wird am 20. Juni zum ersten Mal laut und deutlich zu hören sein.

Macht
Dieses Stück eröffnet eine bemerkenswerte Diskussion über eines der faszinierendsten Themen innerhalb und außerhalb der Managementforschung: Macht. Seit Jahrtausenden beschäftigt Macht die Köpfe von Philosophen, Schriftstellern und Praktikern, und das Spektrum reicht von Aristoteles bis J.R.R. Tolkien – da ist für jede*n etwas dabei. Wie von Thomas von Aquin (basierend auf Aristoteles) bekannt gemacht, gehört die Macht zu den irdischen Ersatzbefriedigungen für göttliche Erfüllung – neben Geld, Ruhm und hedonistischem Vergnügen. In gewissem Sinne ist sie eine eigene Währung. Doch wie verhält sich Macht zu Respekt? Entsteht sie durch gegenseitiges Einverständnis – oder kann sie auch allein durch Angst aufgebaut werden? Kann man Macht wirklich besitzen, wenn sie einem nicht bewusst verliehen wurde? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Freiheit, Ermächtigung, Macht, Besitz und Gewalt? Und inwieweit beeinflusst Macht die eigene geistige Leistungsfähigkeit? Nur wenige von uns Glückspilzen finden im Alltag die Zeit oder Gelegenheit, sich bewusst mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Doch das Theater – mit seiner Einheit von Zeit, Ort und Handlung – bietet genau das. Die bevorstehende Aufführung ist eine wunderbare Gelegenheit zur Reflexion – und sie könnte kaum besser timet sein.

Integration
Während ich die Entwicklung des Urban Theatre eng begleite, fällt mir ein weiteres Phänomen auf – eines, das ich fast noch spannender finde als das Geschehen auf der Bühne selbst: Ich kann beobachten, wie sich Wandel und Integration in Echtzeit vollziehen. Mit jedem realisierten Projekt und jeder aufgeführten Inszenierung wird dieses kleine, aber mutige Theater ein Stück mehr Teil der Berliner – und allgemeinen deutschen – Kulturlandschaft. Das betrifft alle Facetten der Integration: kulturelle Orientierung, Sprachkompetenz, tatsächliche Zugehörigkeit und das Gefühl, in einer neuen Realität anzukommen. Die Zusammenarbeit mit dem Globe Theatre spiegelt diese Entwicklung wider. Schon allein durch seine Existenz setzt das Urban Theatre ein starkes Zeichen – gegen alle Widerstände des aktuellen Zeitgeists.

Und noch mehr: Diese Integration geschieht auf Ebenen, die nicht sofort sichtbar sind. Was ich damit meine – und was der Lions Club Spandau damit zu tun hat? Nun, das ist eine eigene Geschichte. Sie verdient einen eigenen Beitrag. Also: Bis in zwei Wochen – gleiche Stelle, gleiche Welle, hoffentlich bei wärmerem Wetter!

 

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